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Mit Musik von einem Jubiläum zum anderen

Gerne berichte ich über die letzten fünfundzwanzig Jahre Musikleben in der Christuskirche Paris:

Unsere Kleuker-Orgel, die natürlich immer im Zentrum des Musiklebens steht, feierte im Jahre 2014 ihr 50jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass hatte ich aus dem Kirchenarchiv historische Dokumente zum Musikleben der Christuskirche zusammengetragen und eine bis ins Gründungsjahr 1894 rückblickende Ausstellung zur Geschichte der Kirchenmusik innerhalb der Gemeinde erstellt. Dabei stieß ich unvermutet im Archiv des Architekten Niermanns auf das uns bis dahin unbekannt gebliebene einzige Gesamtfoto vom ursprünglichen Innenraum der Kirche. Die Orgel hat sich in den letzten 25 Jahren kaum verändert, ihr Klang wurde auf verschiedenen Tonträgern dokumentiert, darunter insbesondere die von mir im Jahre 2001 in Zusammenarbeit mit der EKD eingespielte CD „Weihnacht in Paris“ mit virtuosen Orgelstücken und Weihnachtsmusiken französischer Komponisten (Musikbeispiel Toccata von Eugène Gigout).

Weitere Ausstellungen fanden in Zusammenhang mit unseren kleinen, von unserem Musikverein „Pro Musica“ getragenen und organisierten Musikfestivals statt:

In chronologischer Reihenfolge begann es im Jahre 2005 mit dem Europa-Bach-Festival, zu dem wir zehn Mittagskonzerte unter dem Titel „Bach und B.“ sowie die Ausstellung „Bach und die Bibel“ angeboten haben. Danach ging es im zweijährigen Rhythmus weiter: 2007 mit Dietrich Buxtehude (300. Todesjahr), 2009 mit Felix Mendelssohn (200. Geburtsjahr), 2011 mit Jehan Alain (100. Geburtsjahr) und schließlich zum Lutherjubiläum 2017 (Foto: Schirin Partowi, Helga Schauerte, Eva Schieffer). Diese Veranstaltungen wurden von einer kleinen musikliebenden Gruppe der Gemeinde organisiert und gefördert. Sie wurden mal von der Deutschen Botschaft, mal von der EKD, subventioniert und konnten sich stets ohne jegliche finanzielle Hilfe seitens der Gemeinde allein tragen.

Die letzten fünfundzwanzig Jahre erzählen auch von einer regelmässigen, zeitweise sehr intensiven, in den letzten Jahren aber eher mühsamen Chorarbeit. Der Chor „Magnificat“ hatte sich im Jubiläumsjahr 1994 im Oktober spontan mit über 40 Sängern zusammengefunden, um die Jubiläumsfeierlichkeiten im Dezember mitzugestalten. Ein Weiterbestehen des Chores war ursprünglich nicht vorgesehen gewesen, es ergab sich jedoch, dass eine kleine Gruppe von Sängern nach dem Jubiläum weitermachen wollte. Der Chor „Magnificat“ kann inzwischen auf eine 25 Jahre alte kontinuierliche Existenz zurückblicken. Er wurde bis in die jüngste Zeit von verschiedenen Personen ehrenamtlich geleitet und erblühte insbesondere unter der sorgsamen und einfühlsamen Leitung von Andrea Müller-Wiesner zu einem klangschönen Ensemble, das sich verstärkt durch seinen Partnerchor Da Pacem aus Poissy, auch bei Konzerten im Austausch mit deutschen Kirchenchören in Berlin und Leipzig hören ließ.

Ein unvergesslicher musikalischer Höhepunkt war sicherlich auch das von Sabine Gerlach geleitete Krippenspiel am 3. Advent 2015. Die begleitende Kammermusik war eigens zu diesem Anlass geschrieben worden und wurde mit Liochka Massabie als Dirigent bei uns erstmals aufgeführt.

Seit nunmehr sechs Jahren wird regelmäßig am 2. Advent in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft Paris und dem Kammerchor „Les Temperamens Variation“ unter der Leitung von Thibault Lam Quang Bach’s Weihnachtsoratorium, kurz „W.-O.“ genannt, aufgeführt. Dieses mittlerweile zur Tradition gewordene Konzert hat als deutsch-französische Veranstaltung eine besondere Ausstrahlung und lockt jährlich viele Bachfreunde in die Kirche. Bach’s Weihnachtsoratorium hat zudem in diesem Umfeld einen ganz besonderen Status, weil die allerersten Pariser Aufführungen des Werkes zu Ende des 19. Jahrhunderts und zu Anfang des 20. Jahrhunderts in unserem 9. Stadtbezirk stattgefunden haben.

Eine weitere Tradition hat sich in Zusammenarbeit mit dem Pariser Konservatorium gebildet: Seit fast zwanzig Jahren führt deren Spezialabteilung für „Alte Musik“ zwei bis dreimal im Kirchenjahr mit jungen Musikstudenten eine Bach-Kantate bei uns im Gottesdienst auf und komplettiert das Programm in einem anschließenden Matinee-Konzert.

Letztendlich sei auch die Zusammenarbeit mit dem städtischen Konservatorium unseres Stadtbezirks erwähnt, die eine weitere „Tradition“ geschaffen hat: Jeweils am „Tag der Orgel“ am 2. Sonntag im Mai gestalten die begabtesten jungen Organisten der Orgelklasse von Helga Schauerte und ihrer Pariser Kollegen eine Matinee unter dem Titel „Grands Organistes en herbe“. Die Zukunft der Musikausübung in der Christuskirche ist damit abgesichert – zumindest hoffen wir es…

Helga Schauerte-Maubouet

Datum der letzten Änderung
Letzte Änderung 2020-06-01, 11:50:11 (GMT)
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