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Hartmut Keitel

[Foto von Hartmut Keitel]

Adieu!

Nun heißt es für mich schon Abschied nehmen aus der Rue Blanche. Ich sehe mich noch am 1. Februar abends am Gare du Nord ankommen. Eine Polizeikette riegelte den Bahnsteig ab und kontrollierte die für die Einreise mitzuführenden Negativtests. Über Nacht hatten sich die Restriktionen verschärft und unwissend reiste ich ohne Nachweis an. Mit der Auskunft, ich wolle für einige Monate in der „Église Allemande“ in der „Rue Blanche“ als Pasteur tätig sein, ließ man mich dann durch. Ich bin dankbar, trotz monatelangem Confinement, vielen Menschen begegnet zu sein, vor allem in Gottesdiensten und bei häuslichen Besuchen; aber auch am Telefon ergaben sich freundliche und offene Gespräche mit Seniorinnen und Senioren. Anregend und interessant waren die 14-täglichen Diskussionen im Glaubensgesprächskreis per Telefonschalte. Die redaktionelle Arbeit am Newsletter, ebenfalls 14-täglich, werde ich vermissen. Sehr gerne habe ich im Team mitgearbeitet und Beiträge verfasst, nicht zuletzt, weil er von vielen als Kontaktmedium in Coronazeiten sehr wertgeschätzt wurde.

Als ein besonderes Ereignis wird mir der Gottesdienst in der Scots Kirk in der 17 Rue Bayard in Erinnerung bleiben, wo ich auf Einladung von Reverend Jan Steyn am 9. Juni einen Gedenkgottesdienst für Rev. Dr. Donald Caskie mitfeiern und die Predigt halten durfte. Caskie war der Minister in der Scots Kirk in Paris als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Er kritisierte scharf die Übel des Nationalsozialismus. Abgetaucht in den Widerstand, verhalf er tausenden alliierten Soldaten zur Flucht nach England. Nach seiner Verhaftung wurde er im Militärgefängnis in Fresnes zum Tode verurteilt. Der damalige deutsche Pastor in der Rue Blanche, Hans-Helmut Peters, rettete ihm durch Intervention in Berlin das Leben.

Dankbar bin ich allen, die mich in meiner Eremitage in der Rue Blanche als aufmerksame Gastgeber eingeladen und kulinarisch verwöhnt haben, wobei sich schöne Begegnungen und anregende Gespräche ergeben haben.

Sabine Gerlach hat mir viele Winkel im Montmartre und auch andere Quartiers erschlossen. In den letzten Wochen war es schön, auch die charmante und bunte Seite von Paris kennenzulernen, als sich nach dem 9. Juni die Museen und Restaurants wieder öffneten. Endlich konnte man nach langen Monaten des Wartens einen Wein oder Cappuccino auf den überall eilends zusammengezimmerten „Terrassen“ trinken! Manchmal mutete es abenteuerlich an, dass auf abschüssigen Straßen solche Außenbewirtungen entstanden wie oben im Montmartre. Ich war gerne bei Ihnen in Paris und wünsche der Christuskirchengemeinde und Ihnen allen mit dem alten Wahlspruch der Stadt Paris „Fluctuat nec mergitur!“

Gottes gutes Weggeleit.

Adieu! Ihr P. Hartmut Keitel

Februar 2021 bis Juli 2021 Pfarrer der Christuskirche.

Arbeitsschwerpunkte:

  • Gottesdienst und

  • Seelsorge

Datum der letzten Änderung
Letzte Änderung 2021-08-22, 08:16:45 (GMT)
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